Wir möchten Ihnen gerne den zweiten KIDD Experimentierraum vorstellen, welcher gemeinsam mit Heraeus Medical, einer Global Business Unit des Technologiekonzerns Heraeus, entwickelt wurde.
Heraeus Medical, eine Global Business Unit des Technologiekonzerns Heraeus mit Sitz in Hanau, erzielte als Teil der FORTUNE Global 500 Gruppe im Geschäftsjahr 2021 einen Umsatz von 29,5 Milliarden Euro und beschäftigt etwa 16.200 Mitarbeitende weltweit in 40 Ländern. Als eines der Top 10 Familienunternehmen in Deutschland und führend in der Medizintechnik, beschäftigt Heraeus Medical über 250 Mitarbeiter in Wehrheim, Ts. (DE). Das Unternehmen ist spezialisiert auf Knochenzemente und Biomaterialien für die chirurgische Orthopädie und Unfallchirurgie, wodurch es einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung von Operateuren und OP-Teams sowie zur Verbesserung der Operationsergebnisse leistet.
Der Experimentierraum
Es soll eine Software entwickelt werden, die sich auf die Erhebung und Auswertung von öffentlich zugänglichen Kund:innendaten konzentriert, insbesondere auf berufliche und fachliche Expertise sowie Forschungsschwerpunkte. Diese Anwendung wird von einem externen Anbieter eingekauft.
Die Einführung bzw. Entwicklung der Software zielt darauf ab, Kundenbedürfnisse effizient und effektiv durch die Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen zu erheben, um eine gezielte und persönliche Ansprache von Kund:innen zu ermöglichen. Diese Ansprache basiert auf der Sammlung und Strukturierung von Informationen nach bestehenden und potenziellen Kund:innengruppen gemäß ihrer beruflichen Expertise und Tätigkeiten.
Die internen Zielgruppen der Software umfassen Mitarbeiter:innen aus dem Vertrieb und Marketing der Heraeus Medical GmbH, während sich die externen Maßnahmen indirekt an medizinische Fachkreise und weitere Stakeholder:innen richten, die durch Vertrieb und Marketing zielgerichteter angesprochen werden können.
KIDD-Prozess in der Praxis
Heraeus Medical hat ein exemplarisches Panel der Vielfalt (PdV) zusammengestellt, welches Mitglieder aus unterschiedlichen Abteilungen wie Betriebsrat, Legal Counsel, Data Protection Officer sowie Kolleginnen und Kollegen aus Marketing, Vertrieb und Commercial Services umfasst. Dieses multidisziplinäre Panel hat den KIDD-Prozess maßgeblich bei der Auswahl und Konfiguration der zu implementierenden Software begleitet.
Das Panel der Vielfalt wurde durch ein sorgfältiges Auswahlverfahren etabliert, bei dem Teilnehmende basierend auf ihrem fachlichen Hintergrund bzw. ihrer Abteilungszugehörigkeit und weiteren relevanten Diversitätskriterien wie Geschlecht, Alter, Nationalität und Betriebszugehörigkeit identifiziert und angesprochen wurden. Ziel war es, ein Gremium von etwa 15 Mitgliedern zu schaffen, das ein möglichst breites Spektrum an Perspektiven und Erfahrungen repräsentiert.
Während der Anforderungsklärungsphase diskutierte das PdV umfangreich die mit der Einführung der Software verbundenen Chancen und Risiken. Zu den Hoffnungen zählten insbesondere die strategische und organisationale Anerkennung für die Vertriebsarbeit, die Entlastung des Vertriebs sowie ein klareres, datenbasiertes Bild der Kundengruppe. Zugleich wurden Bedenken hinsichtlich neuer Ziele und erhöhten Drucks auf den Vertrieb, der Ablehnung der Softwareanwendung durch die Mitarbeiter und der potenziellen Fremdbestimmung durch die Software geäußert.
Auf Basis der identifizierten Hoffnungen und Befürchtungen formulierte das PdV zentrale ethische und diversitätsbezogene Anforderungen an die Software, darunter die Sicherstellung der Diskriminierungsfreiheit hinsichtlich Schwangerschaft, Mutterschutz oder Elternzeit sowie die Berücksichtigung ausländischer Kandidaten, die temporär in Deutschland arbeiten.
Bei der Adaption bzw. Entwicklung der Software wurden die Anforderungen und Bedenken des PdV in der Konfiguration der Testfälle berücksichtigt. Nach Vorliegen der Testergebnisse sollte das PdV erneut zusammenkommen, um die Ergebnisse zu diskutieren und gegebenenfalls weitere Anforderungen abzuleiten. Die Kommunikation der Empfehlungen des PdV sowie der Umsetzung bei der Software-Entwicklung bzw. -Anpassung an die Belegschaft stand zum Zeitpunkt der Dokumentation noch aus, was auf eine fortlaufende und iterative Einbindung des Panels im Entwicklungsprozess hindeutet. Dieser integrative und partizipative Ansatz unterstreicht die Bedeutung der Einbeziehung verschiedener Perspektiven im digitalen Transformationsprozess.
Die Erkenntnisse
Bei der Durchführung des KIDD-Prozesses im Experimentierraum zeigte sich, dass die Institutionalisierung des Panels der Vielfalt (PdV) erst erfolgen sollte, wenn die Projektidee sehr konkret ist und plakativ vorgestellt werden kann, optimalerweise auch bereits an einer Vorauswahl von Softwareanbietern. Ein zu frühes Einbeziehen des PdV führte zu Unverständnis und Irritation, da der Auftrag nicht eingeordnet werden konnte und somit auch keine hilfreichen Beiträge des PdV generiert wurden. Dies liegt daran, dass das PdV aus Anwendern besteht, die üblicherweise Software nutzen, sich aber in der Regel nicht mit den technischen Hintergründen beschäftigen.
Nicht gut funktioniert hat, dass die Diskussionen in den ersten PdV Workshops sehr abstrakt verliefen, da noch keine Software ausgewählt war. Hingegen hat die Einbindung des PdV sehr gut funktioniert: Das PdV reagierte sehr offen und zeigte sich dem Thema gegenüber sehr positiv eingestellt, inklusive kritischem Hinterfragen des Vorgehens. Alle angefragten Personen waren motiviert und zeigten Interesse am Thema, erkannten einen Mehrwert im Projekt und hatten das Interesse, dass das Projekt Heraeus Medical intern voranbringt. Die Workshops wurden im Allgemeinen als bereichernd angesehen und positiv bewertet. Mit Hilfe des KIDD-Prozesses wurden Fragestellungen diskutiert, die ohne das PdV nicht aufgebracht worden wären. Dies hat dazu beigetragen, die Anforderungskriterien an die Software möglichst konkret zu formulieren und Unconscious Bias vorzubeugen.
Insgesamt profitierte das Unternehmen vom KIDD-Prozess durch Erkenntnisse und Fragestellungen, die ohne das PdV nicht aufgekommen wären, was die Bedeutung der Einbeziehung diverser Perspektiven unterstreicht.
„KIDD hat wertvolle Impulse gegeben, herkömmliche Arbeitsweisen und Denkmuster kritisch zu hinterfragen und den Diversitätsaspekt bewusst in den Anforderungskatalog der neuen Software zu integrieren.“
Meike Zimni | Head of Marketing Communications | Heraeus Medical
„Wegen meiner internationalen Tätigkeit ist Diversität eine Selbstverständlichkeit, die ich lebe und erlebe. Mir ist es wichtig meine Erfahrungen im KIDD-Projekt einzubringen und einen fairen und transparenten Prozess zu etablieren.”
Katharina Apitius | Head of Sales EMEIR | Heraeus Medical
Wir freuen uns auf weitere spannende Projekte und bedanken uns bei Heraeus Medical für die Offenheit, gute Zusammenarbeit und Experimentierfreude.