KIDD News - 04.05.2023

Interview mit Annette von Wedel in der aktuellen Ausgabe des SheWorks Magazins.

Die Vorständin von female.vision e.V. spricht über die wachsende Relevanz von Künstlicher Intelligenz und in diesem Zusammenhang über den KIDD-Prozess für die transparente, partizipative und diversitätssensible Einführung von KI in Unternehmen.

“Im Zuge der Digitalisierung nimmt auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz immer weiter zu. Nicht nur für Routineaufgaben, sondern beispielsweise auch beim Recruiting. Das Forschungsprojekt ‘KIDD – KI im Dienste der Diversität’ wurde von female.vision e.V. mit initiiert, um Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen. Am 30. und 31. März fand in Berlin die Abschlusskonferenz statt. Annette von Wedel sprach mit SHE works! über die Ziele des Forschungsprojekts.

Frau von Wedel, KIDD steht für ‘KI im Dienste der Diversität’. Mit welchem Ziel wurde das Forschungsprojekt ins Leben gerufen?

Ziel dieses Projektes ist es, Betriebe darin zu befähigen, Digitalisierungsprozesse im Unternehmen aktiv mitzugestalten, und dadurch mehr Transparenz und Diversität bei der Einführung von algorithmischen Entscheidungssystemen, wie z.B. KI, zu bewirken.

Gegenüber KI gibt es immer noch Vorbehalte oder sogar Ängste. Wie kann man insbesondere die eigenen Mitarbeitenden mitnehmen und dafür begeistern, wenn man KI-basierte Programme/Prozesse einführen möchte?

Zahlreiche Studien zeigen, dass Menschen Bedenken haben, wenn es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz insbesondere in ihrem Arbeitsumfeld geht. Zwar gibt es eine große Bereitschaft, KI-Anwendungen zu tolerieren, solange es um Routineentscheidungen geht, die Angst vor Datenmissbrauch
und der Einschränkung persönlicher Freiheiten ist dennoch groß. Um vor diesem Hintergrund das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen, braucht es
transparente und gut dokumentierte Diskussions- und Entscheidungsprozesse sowie die aktive Einbeziehung und Abwägung unterschiedlicher Werte, Präfe-renzen und Perspektiven durch Einbindung möglichst viele Menschen bei der Beurteilung der Arbeitsweise und den Ergebnissen einer KI. Das ermöglicht der
KIDD-Prozess, den wir im Projekt entwickelt haben.

Das ‘Panel der Vielfalt’ ist das Herzstück von KIDD. Was verbirgt sich dahinter und wie funktioniert es?

Das „Panel der Vielfalt“ (PdV) hat zentrale Bedeutung für den KIDD-Prozess. Es repräsentiert als innerbetriebliches Gremium das Unternehmen, welches das KI-System einführt und ist damit im Rahmen des KIDD-Prozesses das Gegenüber zu den Software-Anbieter*innen oder der IT-Abteilung, die das System anbietet. Bei der Formulierung der Anforderungen für die Einrichtung des PdV war es uns von female.vision wichtig, möglichst alle relevanten betrieblichen Stakeholder in dem Gremium zu versammeln und Diversität optimal abzubilden. Die zentralen KIDD-Prozessschritte, die das PdV durchführt oder begleitet, sind als Teilschritte eines klassischen Softwareentwicklungs-bzw. Softwareeinführungsprozesses zu verstehen und der besteht aus den vier Phasen Vision, Anforderungsklärung, Adaption bzw. Entwicklung sowie Test und Inbetriebnahme der Software.

Wie sehen die erarbeiteten Qualitätskriterien für eine Diversity- und Ethik-sensible Einführung von digitalen Systemen in Unternehmen aus?


Der KIDD-Prozess ist auch als Qualitätsprozess zu begreifen, dessen Umsetzung durch zentrale Qualitätskriterien in vier Kategorien gekennzeichnet ist.
Die vier Kategorien umfassen die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität sowie rechtliche und ethische Aspekte bei deren Erstellung wir von female.vision maßgeblich mitgewirkt haben. In den vier Kategorien gibt es insgesamt 17 Qualitätskriterien, die in einem mehrstufigen Verfahren im Rahmen des Projekts entwickelt und operationalisiert wurden.

KIDD steht als Projekt nicht einfach für sich allein, sondern soll Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen. Wie soll der Prozess alle Betriebe erreichen?

Um Unternehmen zu erreichen, liegt es in der Verantwortung von female.vision den KIDD-Prozess publik zu machen. Die Projektergebnisse haben wir im Rahmen der KIDD Abschlusskonferenz am 30. Und 31. März zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Auf eine noch breitere Öffentlichkeit zielt die Wanderausstellung, die direkt im Anschluss an die Abschlusskonferenz gestartet ist. Innerhalb von sechs Monaten wird diese Ausstellung an sechs Standorten bundesweit u.a. in Berlin, München, Hannover und Frankfurt präsentiert. Auf diese Weise gelingt es uns hoffentlich, viele Unternehmen zu erreichen und das Interesse am KIDD-Prozess zu wecken.

KI entwickelt sich stetig weiter. Wir werden Prozesse zukünftig angepasst, um dem Fortschritt
gerecht zu werden?

Das ist richtig, es ist ja gerade das Wesen von KI, dass sie sich weiterentwickelt, dass sie lernt und nicht immer dem gleichen Ablauf folgt. Deshalb sieht der Prozess auch nach Abnahme der Software durch das PdV und nach Inbetriebnahme ein regelmäßiges Monitoring mit der Möglichkeit vor, Fehler zu
beheben.

Am 30. und 31. März fand in Berlin die Abschlusskonferenz von KIDD statt. Welche Ergebnisse nehmen Sie aus dem Forschungsprojekt mit?

Ich nehme die Wirkmächtigkeit von Partizipation und Diversität als Strategien der Demokratisierung und ethischer Technikgestaltung mit. Außerdem hat das Projekt den Blick auf das Engagement von female.vision geschärft: Unser Einsatz für eine Welt auf Augenhöhe braucht Spielregeln und Rahmenbedingungen nicht nur in der realen, sondern auch in der digitalen Welt.

Vielen Dank für das Gespräch!”

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Foto: Cherie Birkner